Hagia Irene - die Irenenkirche
Ein Juwel der byzantinischen Architektur in Istanbul
Die Hagia Irene, die Kirche des heiligen Friedens, ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der wechselvollen Geschichte Istanbuls. In ihrer über 1500-jährigen Geschichte spiegelt sich der reiche kulturelle Wandel wider, der Istanbul bis heute prägt.
Heute erstrahlt die Hagia Irene wie ein Juwel der byzantinischen Geschichte und lädt Besucher dazu ein, in die Vergangenheit einzutauchen und die zeitlose Schönheit dieses erstaunlichen Erbes zu erleben.
Auch als Irenenkirche bekannt (türkisch Aya İrini), ist die Hagia Irene eine der ältesten byzantinischen Kirchen in Istanbul, die durch ihre Geschichte, Architektur und kulturelle Bedeutung beeindruckt. Sie befindet sich im ersten Hof des Topkapı-Palastes, direkt neben der Hagia Sophia.
Die Geschichte der Hagia Eirene
Hagia Irene - Die Kirche des heiligen Friedens
Kaiser Konstantin der Große ließ sie im 4. Jahrhundert anstelle eines vorchristlichen Tempels errichten und weihte sie dem „heiligen Frieden“. In jenen Zeiten, als die Hagia Sophia noch nicht existierte, fungierte die Hagia Irene als Hauptkathedrale (Patriarchensitz) Konstantinopels, und hier fand auch das zweite ökumenische Konzil unter Kaiser Theodosius I. im Jahr 381 n.Chr. statt.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Hagia Irene nicht nur ein religiöses Zentrum war, sondern auch ein Zeuge bedeutender historischer Ereignisse. Nach einem Wagenrennen im Hippodrom im Jahr 532 brach der gewaltsame Nika-Aufstand gegen Kaiser Justinian aus, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen und zahlreiche Bauwerke, darunter die Hagia Sophia und auch die Irenenkirche, zerstört wurden. Justinian reagierte prompt und beauftragte den Wiederaufbau der beiden zerstörten Kirchen.
Hagia Irene, Ostseite & Apsis
Die Hagia Irene mag zwar nicht mit ihrer imposanten Nachbarin in Bezug auf Größe und Ruf konkurriert haben, aber ihr Alter verlieh ihr in den Augen der Byzantiner dennoch Ehrwürdigkeit. So wurde sie im Volksmund zeitweise als „Alte Kirche“ bezeichnet.
Ein Feuer bedrohte sie im Jahr 564, als das Atrium (Vorhof) und Teile des Narthex (Vorhalle) in Flammen aufgingen. Justinian ließ den Schaden noch zu Lebzeiten reparieren. Später, im Oktober 740 erschütterte ein verheerendes Erdbeben die Kirche und ließ die oberen Bauteile - darunter die Kuppel, den Bema-Bogen und die Apsis - einstürzen.
Konstantin V. leitete die Wiederherstellung ein. Abgesehen von den Veränderungen in den folgenden Jahrhunderten präsentiert sich die Kirche heute im Wesentlichen im Zustand des 8. Jahrhunderts.
Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen wurde die Kirche in den ersten Hof des Topkapi-Palastes integriert und als Arsenal den Janitscharen (Elitetruppe der Armee) übergeben.
Hagia Irene, Anfang des 20. Jahrhunderts
Nach der Auflösung der Janitscharen im Jahr 1826 diente die Kirche als historisches Lager, in dem neben alten Waffen auch andere Antiquitäten aufbewahrt wurden. Sie beherbergte die erste Antikensammlung und wurde somit zum ersten Museum des Osmanischen Reiches.
Später wurde daran gearbeitet, die Kirche von militärischen Ausstellungsstücken zu befreien und den Putz von den Wänden zu entfernen. Nun präsentiert sich die Hagia Irene in schlichter Würde, getreu ihrer ursprünglichen Gestalt.
Architektur der Hagia Eirene
Längsschnitt der Hagia Irene
Die Umgebung der Kirche hat sich im Laufe der Zeit durch Trümmer und den Schutt verlorener Häuser um etwa fünf Meter erhöht. Durch ein Tor am Ende der Nordseite betreten wir den Innenraum. Im sanften Licht führt uns eine Steintreppe, bis zum originalen Fußboden der Kirche hinab.
Vom hinteren Kirchenraum aus weitet sich der Blick durch das gesamte Hauptschiff. Hier offenbart sich die typische Struktur einer byzantinischen Basilika: Das weite Mittelschiff wird, wie traditionell üblich, durch schlanke Säulenreihen von den schmaleren Seitenschiffen getrennt.
Hier wird sichtbar, wie der Bauplan der frühchristlichen Kuppelbasilika jene Stilentwicklung vorzeichnet, die später im kreuzförmigen Grundriss der zentralen Kreuzkuppelbasilika ihren vollendeten Ausdruck finden sollte. Die gewaltige Kuppel - mit 15 Metern Durchmesser und 35 Metern Höhe – wird von zwanzig lichtspendenden Fenstern durchbrochen.
Die Apsis der Irenenkirche
Die Apsis der Irenenkirche
Unter einer schalenförmigen Halbkuppel öffnet sich die halbrunde Apsis - ein charakteristisches Merkmal byzantinischer Kirchen, das hier als zeremonieller Sitzbereich des Klerus diente.
Ein goldenes Mosaik mit schwarzen Konturen in der Apsis zeigt ein Kreuz. Darunter erhebt sich ein dreistufiger Sockel, der den Golgota-Hügel darstellt - jenen Ort, an dem Jesus gekreuzigt wurde. Diese symbolträchtige Darstellung wurde von den ikonoklastischen byzantinischen Kaisern konsequent als Münzmotiv übernommen.
Inschriften in der Apsis
Inschriften in der Apsis
Wie ein goldenes Tuch spannt sich der Apsishintergrund unter geometrischen Schmuckbändern. Darüber entfalten sich zwei heilige Texte, die die theologische Tiefe der Bildkomposition unterstreichen.
Äußere Inschrift - Amos 9,6 (LXX):
Deutsche Übersetzung (nach Luther):
„Er ist es, der seinen Saal in den Himmel gebaut und seinen Palast über der Erde gegründet hat, der das Wasser im Meer herbeirief und auf das Erdreich schüttete. Er heißt HERR.“
Innere Inschrift - Psalm 63,5-6 (LXX):
Deutsche Übersetzung (nach Luther):
„Sie ermutigen sich zu böser Tat, sie halten heimlich Rat, wie sie Stricke legen wollen, und sagen: Wer wird sie sehen? Sie ersinnen Tücke, halten ihre Ränke geheim, und das Herz eines jeden ist tief.“
Diese zweite Inschrift ist besonders bemerkenswert: Sie beginnt mitten im Psalm und beschreibt die verborgene Bosheit menschlicher Pläne. In ihrer Position direkt über dem Kreuz unterstreicht sie die göttliche Durchdringung und Überwindung des Bösen.
Die Abkürzung LXX steht für die Septuaginta, die älteste griechische Übersetzung des Alten Testaments. Der Name „Siebzig“ verweist auf die Überlieferung, dass 70 jüdische Gelehrte das Werk unabhängig voneinander vollendeten und dabei wortgleiche Übersetzungen schufen - ein Vorgang, der als wundersam galt.
Atrium: Vorhof der Hagia Irene
Im Westen gibt es eine eindrucksvolle und etwas abgenutzte türkische Treppe, die zu den Emporen führt. Auf der Rückseite der Kirche öffnen sich fünf Tore zum Narthex. Früher gab es fünf weitere Durchgänge zum Atrium, die heute jedoch verschlossen sind. Dieses Atrium ist das einzige in der Stadt, das neben den teilweise erhaltenen Überresten der Studios-Kirche noch existiert.
Atrium der Hagia Irene
Die großzügige Raumgestaltung sorgt für eine hervorragende Akustik - deshalb wurde die Kirche bis vor Kurzem häufig für klassische Musikkonzerte genutzt. Die Klänge erfüllten den weiten Raum und ließen die Zuhörer mit ihren mystischen Melodien in die Vergangenheit Istanbuls eintauchen.
Heute öffnet die Hagia Irene ihre Tore nur noch als Museum. Ein stiller Zeuge jener religiösen, politischen und kulturellen Umbrüche, die die Geschichte der römischen Hauptstadt über Jahrhunderte hinweg geformt haben.
Hagia Irene Öffnungszeiten
Täglich geöffnet außer Dienstags.
Öffnungszeiten:
Winter: 30. Oktober bis 15. April
09:00 bis 16:45 Uhr
Sommer: 16. April bis 29. Oktober
09:00 bis 18:00 Uhr
Schließtage:
Dienstags geschlossen
Religiöse Feiertage:
- Der erste Tag des Ramadanfestes
- Der erste Tag des Opferfestes
Öffnungszeiten in Istanbul
Sehenswürdigkeiten in der Nähe der Hagia Irene
In der Nähe der Hagia Irene gibt es weitere Sehenswürdigkeiten, die Sie in 5 bis 10 Minuten zu Fuß erreichen können.
Die Sehenswürdigkeiten in Sultanahmet - Istanbul
Wo ist die Hagia Irene in Istanbul?
Die Hagia Irene befindet sich in Sultanahmet, hinter der Hagia Sophia, im ersten Hof des Topkapi-Palastes.
Die nächstgelegene Straßenbahnstation „Sultanahmet“ (Linie T1) befindet sich etwa zehn Gehminuten von der Hagia Irene entfernt.
Wie kommt man zur Hagia Irene?
Vom Taksim-Platz: Mit der Standseilbahn nach Kabataş (Linie F1). Dann die Straßenbahn nach Sultanahmet (Linie T1).
Altstadt Hotels: Mit der Straßenbahn nach Sultanahmet (Linie T1).
Hotels der asiatischen Seite Istanbuls: Mit öffentlichen Fähren nach Eminönü. Dann die Straßenbahn nach Sultanahmet (Linie T1).